25. Juni: 11.45 Uhr Abflug nach Istambul. Ganz Europa liegt unter Wolken. Im Flugzeug sitzen noch zwei Paare aus Sachsen, die auch mit dem gleichen Veranstalter zum Ararat wollen. In Istambul Fahrt zum Hotel Aspalace in der Altstadt. Ausreichender Standard. Ich stelle die Uhr eine Stunde vor und den Weckruf auf 4 Uhr. Wir laufen noch ein wenig durch die Altstadt, besuchen eine Moschee. Auf dem Zimmer lese ich noch „Das katholische Abenteuer", ein unsympathisches Buch, da von einem stockkonservativen Autor geschrieben. 21.30 Uhr Bettruhe.


26. Juni: Bin kurz vor 4 Uhr wach und rüste mich für den Weiterflug. In der Hotelhalle bekommen wir einen Kaffee, einen Saft und ein Sandwich. Auch die übrigen Araratbesteiger trudeln ein: Fünf Freunde aus Berlin. 5 Uhr sollte uns der Bus abholen. Wir warten bis 5.45 Uhr. Wir rufen unsere Agentin in Istambul an. Sie will sich kümmern. 6 Uhr kommt der Fahrer. Wir checken am Flughafen ein und fliegen verspätet nach Van. Der Himmel klart auf. Abdullah, der Fahrer der Ferienanlage erkennt mich sofort wieder, ich darf auf seinem Beifahrersitz Platz nehmen. In der Ferienanlage bekommen wir ein Picknick. Ich habe mir aus der Erfahrung vom letzten Jahr eigenen Proviant mitgebracht: Dosenbrot, Marmelade, Dosenwurst, Studentenfutter, Kekse und trinke nur Cola. Ich bekomme ein frisch renoviertes Zimmer. Gott sei Dank ist das Fliegengitter dicht. Da heute Sonntag ist, halten sich wieder Unmengen Türkenfamilien in der Ferienanlage auf und belegen die Tische und die Strandliegen. Das winzige Van-Kätzchen vom vorigen Jahr ist eine große Katzendame geworden. 14 Uhr wandern wir in die Umgebung zwecks Akklimatisation. Wir erfahren, dass am Ararat viel Schnee liegt und deshalb das Lager 2 von 4200 m auf 3700 m verlegt worden ist. Damit wird der Aufstieg anstrengender. Wir würden 1400 m aufwärts und 2000 m abwärts laufen.
Die Gruppe: Torsten, Uwe, Chrissi, Stevie aus Berlin, Andi aus Österreich. Alles Physiotherapeuten und ein Jurist, so um die vierzig herum. Andrea und Sabine aus Sachsen, ebenso Roland und Klaus, um die fünfzig herum. Klaus ist 72 Jahre jung! Sie kennen sich untereinander. Ich bin das einzige Individuum.
Van-See_Ararat_3

27. Juni: 6 Uhr Frühstück, Fahrt mit dem Bus bis auf 1800 m Höhe vor dem Akҁa Daǧi (2915 m).  Uwe leidet noch unter den Auswirkungen einer Grippe, Chrissi humpelt mit einem vertretenen Fuß. Roland bekommt mehrmals einen Krampf im Oberschenkel. Das Wetter ist herrlich, der Führer German führt uns souverän bergauf und wieder bergab. Nach dem Abendessen beginnt Stevie nach dem dritten Efes (Bier) die „Kranken" zu behandeln. Der Fuß von Chrissi wird wieder eingerenkt. Dann nimmt er sich meinen Halswirbel vor, weil ich immer nach links wegschaue. Andrea muss ihre Hände austrecken und der Fachmann sieht, dass etwas nicht stimmt und packt das Übel an der Wurzel, d.h. ihren Kopf in die Armzange und zack ist Andrea geheilt. Nach einem lustigen Abend wird gepackt. Ich trenne die Sachen, die in der Ferienanlage bleiben und die mit zum Ararat müssen. Ich lade mein Handy auf und lege mich schlafen.

28. Juni: 6.30 Uhr Frühstück. Dann Fahrt nach Dogubayazit. Hier läuft alles so wie im letzten Jahr ab. Umladen des Gepäcks, Visum für den Ararat. Wir fahren mit dem geländeerprobten Bus bis etwa 1950 m Höhe an den Ararat heran. Umladen des Gepäcks auf Pferde. Wir steigen zum Lager 1 auf, das auf 3320 m Höhe liegt. Ich fühle mich fit. Der Führer, der uns begleitet heißt Mustafa. Der Himmel ist leicht bewölkt, es windet. Ich schlafe mit Klaus (die beiden Senioren zusammen!) in einem Zelt. Alle, außer Uwe, sind gut drauf. Roland läuft gerne hinter mir, weil „ich sein Schritttempo habe". Ich klettere noch durch die Felsen. Dann gibt es Abendessen: Reis, Fleischgemüse und Joghurt. Ich verzichte auf den Reis. Um 19 Uhr liege ich im Schlafsack.

29. Juni: Mein Ruhepuls liegt bei 61, ein guter Wert. Bei meiner ‚Kaffee-Fahrt' zur Zugspitze hatte ich am nächsten Tag 62 Schläge pro Minute. Ich werde gegen 6 Uhr wach und entsorge mich gründlich. 7.30 Uhr Frühstück (eigenes Brot mit Marmelade), 8.30 Uhr Aufbruch. Nach einer Stunde erreichen wir einen Lagerplatz auf 3680 m Höhe. Mustafa streitet sich mit den Pferdeführern und will das Lager 2 weiter oben einrichten. Nach langen Diskussionen ziehen die Pferde weiter und wir hinterher bis zum Lager 2 auf 3810 m Höhe. Teilweise steile Passagen und die Felsbrockenfelder sind nicht angenehm. 12 Uhr sind die Zelte aufgebaut. Mustafa läuft gut! Nicht zu schnell. Sechs der Gruppe und ich steigen bis auf 4000 m auf (dort befindet sich ebenfalls ein Lagerplatz) und verbringen dort an der Schneegrenze eine Stunde. Beim Abendessen verkündet Mustafa: 1 Uhr wird morgen geweckt!

30. Juni: Pünktlich um 1 Uhr wird geweckt, gefrühstückt und 2 Uhr aufgebrochen. Alle fühlen sich gut drauf. Die Gruppe bleibt beim Aufstieg zusammen. Ab 4500 m Höhe spüre ich die Höhe! Ich ‚filtriere' wie auf dem Kilimandscharo, ich stoße kräftig das Kohlendioxyd aus. Ich bemühe mich, ganz gleichmäßig zu gehen und Gott sei Dank finde ich das Gehen im Eis entspannter als in den Felsregionen mit vereinzelter Kletterei. Ich spüre nun, dass mein ‚Höhentraining' zu Hause eigentlich keines war. 8.30 Uhr erreichen wir den Gipfel (5137 m) bei klarem Himmel. Etwa 20 Minuten halten wir es bei starkem Sturm auf dem Gipfel aus. Dann steigen wir über ein Schneefeld ab. Andi auf einer Plastiktüte rutschend, ich in der Falllinie mit Steigeisen rutschend, was aber auf Dauer meine Knie unangenehm finden. Im Lager 2 ruhen wir uns alle aus und sammeln uns dort wieder. Ich bin ziemlich k.o. Wir trinken Kaffee, ich genieße wieder türkische Küche, jetzt ist mir alles wurscht. Das ‚Jugendkollektiv', wie die Berliner von den Sachsen genannt wurden, und Andrea schlagen vor, nicht im Programm vorgesehen nur zum Lager 1 abzusteigen, sondern ganz ins Tal und in einem Hotel zu übernachten. Das wären mindestens weitere 1000 m Höhe und viele Kilometer bis zum Pferde-Umschlagplatz. Ich bin so k.o., dass ich mich quer lege und notfalls allein im Lager 1 bleiben will. Das gehe aber nicht, sagt Mustafa und dann sammeln die Berliner für ein Pferd für mich, das mich von Lager 1 zum Pferdeumschlagplatz bringen soll. Gesagt, getan: Wir steigen zum Lager 1 ab, ich schwinge mich auf einen Gaul und lasse mich vom Boss der Pferdeführer hinunterführen. Mein Gaul ist ein liebes Tier, bleibt aber - wo es nur kann - stehen, um Gras zu fressen. Die Steppe ist wunderschön und die Pferde am Fuß des Ararat ziemlich stürmisch. Sie genießen nach den Strapazen die Weiden hier unten im ziemlich flachen Gelände. Als nach langem Warten die anderen ankommen, sind auch die Sachsen ziemlich fertig. Im Hotel Isfahan in Dogubayazit quartieren wir uns ein und gehen 20 Uhr essen. Die Sachsen sind zu müde und bleiben im Hotel. Im Restaurant Sark Sofrasi, in das uns Mustafa geführt hat, schlemmen wir auf türkisch. Es ist ein sehr gutes Restaurant mit schneller und freundlicher Bedienung. Wir sitzen auf der Dachterrasse bei einem kühlen Windhauch. Das Efes-Bier läuft. Wir feiern den Ararat!

1. Juli: Im ganzen Hotel und auch in der Umgebung gibt es keinen Strom und kein Wasser. Das Frühstück ist gut, der Kaffee schmeckt nach dem vielen Tee auf dem Berg. Mustafa verkauft uns T-Shirts mit Ararat-Motiv. 9 Uhr kommt Abdulla und fährt uns zum Pașa-Palast in Dogubayazit. Ich verweile mit dem Jugendkollektiv und Roland auf der Terrasse des ‚Restaurants' oberhalb des Palastes, weil ich vor einem Jahr die sehenswerte Anlage schon besichtigt hatte, während die Damen und Klaus das Bauwerk studieren. Anschließend fahren wir in die Ferienanlage. Ich räume meine Sachen auf und gehe im Vansee ausgiebig schwimmen. Ҁetin, der Reiseleiter vom vergangenen Jahr und später Jürgen, der Botaniker, tauchen auf. Das Hallo ist groß und beide finden es gut, dass ich den Berg erneut aufgesucht habe. Jürgen weilt mit 10 Hobby-Botanikern hier und macht mit ihnen eine 11-tägige Tour durch die Umgebung. Nach dem Abendessen und dem anschließenden Efes-Bier ziehe ich mich bald auf mein Zimmer zurück.

2. Juli: Ruhetag in der Ferienanlage. Schwimmen und Lesen sind angesagt. Ich schlafe nach dem Mittagessen, pflege Hände und Füße, trinke Kaffee. Am Abend beendet ein Stromausfall den Tag.

3. Juli: Heimflug nach Frankfurt. Aufregung entsteht noch einmal, als auf der Fahrt zum Flughafen der Bus seinen Geist aufgibt. Nach einer Stunde gelingt es, den Bus wieder flott zu bekommen.
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